Königliche Vergangenheit
Am Ort des heutigen Neu Sanssouci existierte bereits seit Anfang des 18. Jahrhunderts eine Schenke. Den Namen Sanssouci erhielt die Schankwirtschaft von Christian Hoffman, der im Jahre 1875 die Pacht übernahm. Es wird vermutet, dass die Namens-
gebung in Zusammenhang mit dem Besuch von Friedrich II. steht. Kurz vor der Schlacht bei Torgau hatte sich der Preußen-
könig im Jahr 1760 hier einquartiert.
Quellen
Bürger- und Heimatverein Waldersee e.V.: Von Jonitz nach Naundorf. Ein Spaziergang durch Waldersee und Umgebung mit alten Ansichtskarten. Waldersee, 2005.
Otto Lange: Chronik von Waldersee und Mildensee. Reprint der Ausgabe von 1955/56. Dessau, 2001.
Ein Ort mit Tradition
Die historischen Wurzeln des Festsaals Neu Sanssouci reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Erbaut wurde der Gebäudetrakt als Tanzsaal im Jahre 1890 als Teil der baulichen Erweiterung des Ausflugslokals Etablissement Sanssouci unter der Federführung des Pächters und Gastwirts Carl Steinbiss.
Die Ausflugslokale hatten eine große gesellschaftliche Bedeutung. Sie waren wichtige Treffpunkte bürgerlichen Freizeitlebens, an denen sich die Ausflügler in ihrer besten Sonntagskleidung zeigten, sich amüsierten und Neuigkeiten austauschten. Bis zu eintausend Gäste fanden in den zum Teil aufwendig gestalteten Lokalen Platz.
Schon damals war es üblich, sich intensiv um die Aufmerksamkeit der Gäste zu bemühen. So erwarb der Gastwirt Carl Steinbiss im Jahre 1897 zwei lebende Bären, die fortan zur Attraktion des Etablissement Sanssouci wurden. Auch für musikalische Unterhaltung wurde vom Lokalbetreiber gesorgt. Mit Hilfe seines Schwiegersohnes organisierte er regelmäßig Konzerte der Dessauer Regimentskapelle.
Im Lauf der Zeit wandelte sich das Gebäude von der Heimstätte des Etablissement Sanssouci zur gewerblich genutzten Immobilie. Das Anwesen wurde 1912 versteigert, nachdem Carl Steinbiss kurz zuvor in Konkurs ging. Nach vergeblichen Versuchen anderer Gastrononomen musste das Lokal 1920 endgültig die Pforten schließen. Noch im selben Jahr zog hier eine Fahrzeugfabrik ein, die aber schon 1922 abbrannte. Danach hatte hier die Elektro-Großhandel AG ihren Sitz, die in ihrem Ausstellungsraum ein breites Angebot an Lampen präsentierte. Ab 1953 wurde das Gebäude vom Elektromotorenwerk Dessau (ELMO) als Zweigbetrieb genutzt.
Ein neues Kapitel in der bewegten Geschichte des Gebäudes wurde im Jahr 2011 aufgeschlagen. Auf Initiative des Walderseer Unternehmers Ralf Schönemann, Geschäftsführer von ABC-Recycling, wurde der Festsaal Neu Sanssouci nach umfassenden Rekonstruktionsarbeiten feierlich eingeweiht. Die Idee hinter dem Projekt: Tradition und Moderne miteinander zu verbinden. So wurde neben dem originalen Deckensprengwerk von 1892 auch das über 60 Jahre alte Parkett in aufwändiger Handarbeit modernisiert. Einen harmonischen Kontrast bilden dazu die Deckenleuchten in puristischem Design und die in der Decke verankerten Metallstreben.
Der Festsaal knüpft bewusst an die Tradition des Ausflugslokals Etablissement Sanssouci an: als Ort der Begegnung und Kommunikationsplattform im Gartenreich Dessau-Wörlitz.